Es geschah in einem kleinen Grenzdörfchen nahe Frankreich, am Ufer des Doubs, 1963, als meine ersten Atemzüge die Lunge mit einer gehörigen Portion Sauer-, vielleicht auch Süssstoff beflügelten.

Wenn ich heute immer mal wieder mit einem Lächeln auf meine Lebensabenteuer blicke, dann fällt mir auf, dass diese erste Grenzerfahrung zu einer treuen Begleiterin in übergeordnetem Sinn für meine weitere Erdenreise geworden ist.

Grenzen erkunden, sie ausloten und mutig entschlossen, sie auch zu überwinden, ja gar zu sprengen, das sind Erfahrungen, die ich mir bereits als Kind erlaubt und zugemutet habe. Über mich hinauswachsen und berührt miterleben, wie etwas Unvorstellbares trotz aller Widrigkeiten erlebbare Form und Gestalt annimmt, das ist etwas vom Bewegendsten und Nachhaltigsten, was das Leben uns sowohl als Chance als auch als Geschenk anbietet.

Diese inneren Reisen zu mir selbst sind der Grundstein in meiner therapeutischen Begleitung und Ausrichtung als Heilberaterin. Sie lassen mich Dankbarkeit, Achtsamkeit und Demut erleben und weitergeben. Sie laden mich ein, hinzuhören und den Zwischentönen zu lauschen, die sich in der Begegnung mit Menschen und in verschiedensten Farbnuancen zeigen. Es fasziniert mich, die spielerische Vielfalt in einem bunten Leben ebenso anzubieten und auszudrücken wie die klare, vorgegebene Form, die Halt und Orientierung vermittelt. Und in all dem bewegten Leben eine göttliche Präsenz zu spüren, die uns in all unserem Tun und Sein bedingungslos bejaht. Aus der Quelle der Liebe all die lichtvollen Impulse setzt, damit wir Schritt um Schritt das Wissen um unser Wurzel-Licht wiederentdecken und es in die Welt hinein strahlen lassen.

In meiner langjährigen Arbeit als Sozialpädagogin schenkt mir das Leben immer wieder Situationen und Begegnungen, in denen es mir müssig erscheint, sie in Worte zu kleiden… Einfach ihrer Originalität Willen, und weil sie in ihrer Tiefgründigkeit, in ihrer unverblümten Unverhältnismässigkeit, in ihrer sprudelnden Lebensfreude, in ihrer herzlichen Widersprüchlichkeit, in ihrer wahren Aussagekraft und Echtheit dadurch bestimmt an Wert verlieren würden….

Menschen mit besonderen Bedürfnissen, die mir auf besonders eindrückliche Art und Weise mitteilen, wie das Leben auch noch gemeint sein könnte… eben… besonders…

Wenn ich von Lehrmeisterinnen und Lehrmeistern des Lebens spreche, denke ich oft an meine längst erwachsenen Kinder. Vieles würde ich heute anders angehen als damals, als ich gerade daran war zu begreifen, in welche Rolle ich da als werdende und seiende Mutter geschlüpft war. Und dennoch darf ich heute miterleben, dass alles, was mir wichtig ist, sich in ihrer Gesinnung, in ihrem Wesen und in ihrem Sein widerspiegelt. Ich weiss heute, dass ihre Wurzeln weiterwachsen und die Kronen ihrer Häupter Jahr für Jahr prächtiger in den Himmel ragen werden.

Es gibt immer wieder Phasen in meinem Leben, da wünscht sich die Künstlerin in mir ein Bühnenspiel mit Auftritt. Es sind Zeiten, in denen sich mein ganzes Sein der Sprache des schöpferischen Ausdrucks bedient und Vieles an die Oberfläche bringt, was in der Tiefe geschlummert hat. So entstehen in vielerlei Hinsicht Werke, die auch für andere zugänglich sind und so Bewegtes und Bewegendes in eine neue Form der Kommunikation legen.

Und dann sind da noch all die vielen Begegnungen mit den Wundern der Natur. Das Verweilen im Wald. Das Krafttanken und zu mir selbst finden. Begegnungen mit Wurzeln und Wichteln. Mit der Schöpfung im Dialog und im Antlitz der alles nährenden Mutter Erde.